Haupt- und Residenzstadt Prag / Praha

– Prag – bis 1918 Stadt im Kaisertum Österreich, Hauptstadt des Königreichs Böhmen – 474.897 Einwohner (1900). Prag ist die historische Hauptstadt Böhmens und war eine bedeutende königliche und kaiserliche Residenzstadt, besonders unter den Luxemburgern und Habsburgern. Um 1230 wurde die Siedlung zu einer königlichen Stadt erhoben und im 14. Jahrhundert wurde Prag als Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches zu einem politisch-kulturellen Zentrum in Europa. Über Jahrhunderte hinweg war Prag eine multikulturelle Stadt, in der sich tschechische, deutsche und jüdische Kultur begegneten.

– Unter Kaiser Karl IV. und seinem Sohn Wenzel IV. erblühte Prag als Kaisersitz des Heiligen Römischen Reiches in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wirtschaftlich, kulturell, politisch und auf vielen weiteren Gebieten. Ende des 16. Jahrhunderts machte Kaiser Rudolf II. Prag wieder zur Residenzstadt. 1784 schlossen sich die vier bisher selbstständigen Städte Hradschin (Hradčany), Kleinseite (Malá Strana), Altstadt (Staré Město) und Neue Stadt (Nové město) zur gemeinsamen Stadt Prag zusammen. Um 1860 verlor Prag seine seit dem Mittelalter bestehende deutsche Bevölkerungsmehrheit. Um 1900 war das weltoffene Prag ein Zentrum für junge Künstler und Literaten tschechischer und deutscher Sprache. In dieser Zeit war Prag als Stadt im Habsburgerreich durch einen regen kulturellen Austausch zwischen den Nationalitäten geprägt, allerdings kam es auch vermehrt zu Konflikten zwischen den Volksgruppen.

– Die Stadt bestand aus acht Stadtteilen.
– diese waren die Altstadt am rechten Moldauufer, ganz in der Talsohle gelegen, der Mittelpunkt des Verkehrs; die von der ersteren eingeschlossene Josephstadt, mit ihren engen und winkligen Straßen;
– die Neustadt, welche die Altstadt in weitem Bogen von Süden über Osten nach Nordosten umgibt und auf beiden Seiten bis zur Moldau reicht, von Kaiser Karl IV. angelegt, mit breiten Straßen und neuern Gebäuden;
– die Kleinseite am linken Moldauufer, an der Abdachung des Laurentiusberges und des Hradschins erbaut, und der Hradschin selbst, letztere die ruhigsten Stadtteile mit den Palästen des Adels und zahlreichen Amtsgebäuden, großenteils von Beamten und Gewerbetreibenden bewohnt.
– als neue Stadtteile sind der Wyschehrad im Süden der Neustadt und die Fabrikorte Holeschowitz-Bubna und Lieben einverleibt worden. Die Kleinseite und der Hradschin sowie der Wyschehrad waren zum Teil noch mit Festungsmauern umgeben, die aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert stammten.
– als Vorstädte, jedoch mit administrativer Selbständigkeit, waren zu betrachten: Karolinenthal, im Nordosten an die Neustadt sich anschließend; Zizkow im Osten und Königliche Weinberge im Südosten, gleichfalls unmittelbar mit der Neustadt zusammenhängend;
– dann die am linken Moldauufer liegende, südlich an die Kleinseite sich anschließende Fabrikstadt Smichow.
– als Vororte anzusehen waren Werschowitz, Nusle, Pankratz, Michle, Podol mit Dworetz am rechten, Koschiř, Břewnow, Střeschowitz, Dejwitz mit Scharka und Bubentsch am linken Moldauufer. Im Bereich der Stadt bildete die Moldau die Sophieninsel und die Schützeninsel, die beide als Vergnügungsorte sehr beliebt waren, dann die Judeninsel im oberen, die Hetzinsel, die Jerusalem-, Rohansche, Holeschowitzer Insel u. a. im untern Lauf.

– Prag war der Sitz der obersten Landesbehörden, und zwar der Statthalterei, des Oberlandesgerichts, eines Landesgerichts, von vier Bezirksgerichten, ferner eines Handelsgerichts, der Finanzlandes- und Finanzbezirksdirektion, des Landesausschusses als Exekutivorgans des hier tagenden Landtags von Böhmen, des 8. Korps- und des Landwehrkommandos, einer Berghauptmannschaft, eines Landeskulturrats (mit deutscher und tschechischer Abteilung). einer Post- und Telegraphendirektion, einer Staatsbahndirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, eines Generalkonsuls für das Deutsche Reich sowie eines Fürsterzbischofs mit Domkapitel und Konsistorium.

– Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die tschechische Nationalbewegung um Tomáš Garrigue Masaryk ihr Ziel und es wurde die Tschechoslowakei, der Nationalstaat der Tschechen und Slowaken, gegründet, dessen Hauptstadt Prag wurde. Dieser Staat wurde von den Konflikten zwischen den Volksgruppen stark belastet. (Quelle: wikipedia);