09) Bundesland - Vorarlberg

– Am 3. November 1918 bildete sich in Bregenz die Provisorische Landesversammlung und beschloss am gleichen Tag: Vorarlberg ist ein eigenes selbständiges Land im Rahmen des deutschösterreichischen Staates. Zweifel an der Lebensfähigkeit dieses neuen Kleinstaates führten aber zu einer starken Bewegung für den Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz. Nachdem eine vom Lustenauer Ferdinand Riedmann gegründete Bürgerinitiative bis Februar 1919 die Unterstützung von 70 % der wahlberechtigten Vorarlberger vorweisen konnte, fand am 11. Mai 1919 eine Volksabstimmung zur Einleitung von Verhandlungen über den Beitritt des Landes zur Schweiz statt. Ca. 80 Prozent der stimmberechtigten Vorarlberger stimmten „für die Einleitung von Verhandlungen“. Von November 1919 bis Juni 1920 brachte es ein privates Initiativkomitee in der Schweiz auf 29.336 Unterschriften zur Einleitung einer (Schweizerischen) Verfassungsinitiative für den Anschluss von Vorarlberg. Die Gründe für das Scheitern der Vorarlberger Anschlussbewegung und der Schweizerischen Aktion Pro Vorarlberg werden von Historikern auf beiden Seiten des (Alpen-)Rheins unterschiedlich beurteilt. Ein wesentlicher Faktor dürfte gewesen sein, dass der Beitritt des deutschsprachigen, katholischen Vorarlbergs zur Schweiz deren mühsam errungene Balance zwischen Sprachgruppen und Konfessionen stark verändert hätte.

– das christlich-konservative Vorarlberg wurde vom Bürgerkrieg 1934 gänzlich verschont. Als einziges Bundesland hat es damals nicht den Notstand ausgerufen. Der bereits diktatorisch regierende Bundeskanzler Engelbert Dollfuß beauftragte seinen Parteifreund Ender mit der Ausarbeitung der Verfassung für den folgenden Ständestaat, die 1934 als Maiverfassung undemokratisch in Kraft gesetzt wurde. Der Nationalsozialismus fand in Vorarlberg zwischen 1934 und 1938 „illegale“ Anhänger (die NSDAP war offiziell verboten).

– Vorarlberg wurde nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland dem Gau Tirol-Vorarlberg und das Kleine Walsertal dem Gau Schwaben angeschlossen und von Innsbruck beziehungsweise von Augsburg aus verwaltet. Am 1. Mai 1945 rückten die Franzosen auf Bregenz vor, das zum Teil in Brand geschossen wurde. Bis zum Kriegsende am 8. Mai hatten die Franzosen ganz Vorarlberg unter Kontrolle.

– nach der Kapitulation der Wehrmacht und dem institutionellen Zusammenbruch des Großdeutschen Reiches wurde Vorarlberg neu gegründet. Im September 1945 kam das Kleinwalsertal wieder zu Vorarlberg.
Der erste Landeshauptmann Vorarlbergs im Besetzten Nachkriegsösterreich war Ulrich Ilg. Er wurde am 24. Mai 1945 von den Franzosen als Präsident des Vorarlberger Landesausschusses eingesetzt. Am 25. November 1945 wurde er in der ersten freien Landtagswahl zum Landeshauptmann gewählt, regierte danach das Land in mehreren Gesetzgebungsperioden bis zum 18. Oktober 1964 und war maßgeblich am Aufbau des Landes beteiligt. 1953 mussten die Franzosen aus finanziellen Gründen Vorarlberg für kurze Zeit räumen. Danach wurde das Land nicht mehr komplett besetzt. Nach Abschluss des Staatsvertrags verließ am 26. Oktober 1955 der letzte ausländische Besatzungssoldat Österreich.

– am 7. Oktober 1968 wurde ein Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl geschlossen, der eine Errichtung einer eigenen Diözese für Vorarlberg, die Diözese Feldkirch, ermöglichte. Am 15. Dezember 1968 fand die kanonische Errichtung statt. Vorarlberg war seit 1817 unter der Kontrolle des Bistums Brixen gestanden, von wo es von einem Generalvikar verwaltet wurde.

– 1972 wurde die Bodenseekonferenz zum ersten Mal abgehalten. Sinn der Bodenseekonferenz war und ist die Zusammenarbeit der Bodensee-Anrainerstaaten. Das Land Vorarlberg war neben Baden-Württemberg, Bayern sowie den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Schaffhausen Gründungsmitglied der heutigen Internationalen Bodensee Konferenz (IBK), später wurde die Gebietskulisse um Appenzell Inner- und Ausserrhoden (1995) sowie Zürich und Liechtenstein (1998) erweitert.

– bis zur Weltwirtschaftskrise entwickelte sich die Textilindustrie prächtig. Dies führte zur Einwanderung vieler Gastarbeiter, die sich vor allem im Großraum Dornbirn-Bregenz niederließen. Zur damaligen Zeit arbeiteten bis zu 60 Prozent der Beschäftigten in der Textilindustrie (Quelle: wikipedia);