04) Bundesland - Oberösterreich

– Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn, wurde der Name Oberösterreich, der seit dem 17. Jahrhundert inoffiziell galt, in der neuen Republik Deutschösterreich als offizieller Name des Landes festgelegt. Als mit Schreiben vom 2. November 1918 der k.k. Statthalter in Oberösterreich einer provisorischen Landesregierung in Oberösterreich die Geschäfte übertrug, war – schon 10 Tage vor der Ausrufung der Republik in Wien – in diesem Schriftstück erstmals nicht mehr vom „Erzherzogtum Österreich ob der Enns“ die Rede, sondern von einem Land, das sich offiziell Oberösterreich nennt. Am 18. November 1918 konstituierte sich die Provisorische Landesversammlung Oberösterreich, die bis zum 15. Mai 1919 amtierte und die Basis für die Tätigkeit des Oberösterreichischen Landtags nach der Landtagswahl 1919 legte.

– in den Jahren 1920/21 wurde in den meisten Gemeinden ein Notgeld in Heller herausgegeben, um den Kleingeldmangel zu lindern. Die Landeshauptstadt Linz gab das erste Offizielle am 3. März 1920 heraus, am 13. April folgte das Land, nachdem ein inoffizielles Notgeld bereits seit Herbst 1919 im Umlauf war. Im Laufe des Jahres 1920 gaben 425 von 503 Gemeinden ein Notgeld heraus, für das die jeweilige Gemeinde haftete. Bis 1. Oktober 1921 war das Notgeld im Umlauf, dann verlor es seine Gültigkeit. Bereits vorher wurden, durch die damalige Hyperinflation, die Kleinstbeträge nicht mehr benötigt.

– zur Zeit des Austrofaschismus begannen am 12. Februar 1934 im Linzer Hotel Schiff die Februarkämpfe. Auslöser war eine Durchsuchung nach Waffen durch Truppen der Heimwehr, im dortigen Parteilokal der Sozialdemokraten. Der Schutzbund leistete jedoch bewaffneten Widerstand, der in den Österreichischen Bürgerkrieg mündete. Bei den Kämpfen die von 13. bis 18. Februar andauerten, standen den 1400 Kämpfern des Schutzbundes 4700 Mitglieder des Bundesheeres, der Polizei und der Gendarmerie, unterstützt von Heimwehr, Freiheitsbund und Deutschem Turnerbund, gegenüber. Der Bürgerkrieg forderte in Oberösterreich letztlich 60 Tote und etwa 200 Verletzte. Die gemeinsame Grenze zu Deutschland stärkte die Möglichkeiten der illegalen Nationalsozialisten in Oberösterreich. Auch nach dem gescheiterten Juliputsch 1934 gingen deren Aktivitäten nur kurz zurück.

– nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 wurde August Eigruber, zuvor Gauleiter der illegalen NSDAP in Oberösterreich, Landeshauptmann und 1940 Reichsstatthalter des 1939 gebildeten „Reichsgaues Oberdonau“. Mit der Neugliederung des Landes in zwei Stadtkreise (Linz, Steyr) und 15 Landkreise (vormals: Bezirke) am 1. November 1938 wurden die Bezirke Eferding und Urfahr-Umgebung aufgelöst, dafür kamen die Bezirke Kaplitz und Krumau in Südböhmen hinzu. Ebelsberg und St. Magdalena wurden der Hauptstadt eingemeindet. Die Gemeinden Lichtenegg und Pernau wurden Teile der Stadt Wels. Am 1. Mai 1939 wurde durch das Ostmarkgesetz vom 14. April 1939 auf dem Gebiet Oberösterreichs der Reichsgau Oberdonau gebildet, der auch die im Herbst 1938 annektierten, deutsch besiedelten südböhmischen Gebiete gemäß dem Münchner Abkommen einschloss sowie das von der Steiermark abgetrennte Ausseer Land. Das vergrößerte Land Oberdonau hatte damit eine Fläche von 14.214 Quadratkilometern und 1.042.000 Einwohner in 716 Gemeinden.

– nach dem Zweiten Weltkrieg waren vom Mai 1945 an die in der NS-Zeit vorgenommenen Gebietsänderungen hinfällig. Oberösterreich südlich der Donau wurde inklusive Ausseer Land US-amerikanische Besatzungszone, während der Norden, das Mühlviertel, sowjetisch besetzt war. Die US-Truppen zogen sich bis Ende Juli aus dem Mühlviertel zurück, während die Rote Armee bis 8. August 1945 die Besetzung abgeschlossen hatte. Die Grenze zwischen den beiden Zonen, an der die Identitätskarten vorzuweisen waren, verlief quer über die Linzer Donaubrücke.

– im Mühlviertel hatte die neue Regierung unter Karl Renner anfangs nur marginalen Einfluss; die Verbindung mit Rest-Oberösterreich wurde bis 11. August 1955 durch die Zivilverwaltung Mühlviertel gewährleistet. Ausschreitungen der sowjetischen Besatzungsmacht waren in den ersten Monaten noch sehr verbreitet. Die wirtschaftliche Entwicklung des Mühlviertels blieb in Folge durch mangelnde Investitionen noch lange Zeit beeinträchtigt. Die US-Marshallplanhilfe unterstützte nur die amerikanische Besatzungszone. Amerikanische Besatzer gründeten im Juni 1945 die „Oberösterreichischen Nachrichten“, bis heute die führende regionale Tageszeitung. Den Landeshauptmann stellt seit 1945 die Österreichische Volkspartei.

– zehntausende vertriebene Deutschböhmen und -mährer, geografisch falsch oft alle als Sudetendeutsche bezeichnet, wurden im Land angesiedelt und brachten ihm in den folgenden Jahrzehnten wesentliche wirtschaftliche Impulse. Bis 1938 noch überwiegend agrarisch geprägt, wurde Oberösterreich das wichtigste Industrieland Österreichs mit heute (2008) über 24 % der industriellen Produktion Österreichs. Ab 1955 folgten Jahre mit überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten und hoher Beschäftigung und dementsprechender demografischer Entwicklung.
– der größte industrielle Arbeitgeber ist bis heute die ehemals verstaatlichte VÖEST in Linz. Ihr Linz-Donawitz-Verfahren, 1949 entwickelt, war der Stolz Nachkriegsösterreichs und hat sich in der Welt durchgesetzt. Die 1951 in Oberösterreich gegossene Pummerin, die Hauptglocke des Wiener Stephansdoms, wurde 1952 als Geschenk des Landes Oberösterreich quasi „im Triumphzug“ in die Bundeshauptstadt gebracht, – auch sie Zeichen der Selbstvergewisserung des Landes nach der furchtbaren NS-Ära.

– 1955 wurde die Besetzung des Landes durch Amerikaner und „Russen“ beendet; die vier Alliierten schlossen mit Österreich den Staatsvertrag, der die Republik souverän machte. 1958 erhielt Oberösterreich von Niederösterreich die Gemeinde Münichholz, die der Stadt Steyr einverleibt wurde.

– die Nordgrenze Oberösterreichs, bis 1989 auf tschechoslowakischer Seite vom Eisernen Vorhang dominiert, wurde mit dem EU-Beitritt Tschechiens 2004 und seinem Schengen-Beitritt zu einer EU-Binnengrenze, die seit Ende 2007 an jeder beliebigen Stelle überschritten werden darf; die Grenzkontrollen beider Staaten wurden aufgelassen. Damit wurde die bis 1918 gegebene Situation wiederhergestellt (Quelle: wikipedia);